Nachdem ich mir also mal so ganz grundsätzlich ein paar Ecken in Düsseldorf angesehen und für „nicht mein Fall“ befunden hatte, ging es einen Tag später direkt weiter in die Stadt mit der übergroßen nimmerfertigen Kirche und dem vorgelagerten Freiluftmuseum für Vorhängeschlösser. Richtig, Köln.
Dass der Tag mit einem wenig überzeugenden Frühstück begann hatte ich erwähnt, ich saß also kurz vorm Mittag am Düsseldorfer Bahnhof und guckte mir das geschäftige Gewusel an. Die Fahrt nach Köln dauert je nach Verbindung zwischen einer knappen halben bis etwas über eine Stunde, und allzu früh am Nachmittag brauchte ich ja nicht in Köln aufschlagen, denn Checkin im Hotel ist ja üblicherweise erst so ab 15 Uhr möglich. Und mit Koffer im Schlepptau dusseldorflig in der Gegend rumlaufen hatte ich ja für diesen Tag schon hinter mir.
Ganz normale Menschen fahren da also im ICE oder Regionalzug über Leverkusen nach Köln, normal bekloppte Menschen wie ich fahren mit der S-Bahn die komplette Strecke über Neuss und Dormagen. Warum? Weil ich da noch nie lang gefahren bin und ich ja ohnehin Zeit hatte. Viel verpasst hat man unterwegs nicht, Dormagen Chemiepark sieht auf den ersten Blick halt auch nicht viel anders aus als Bitterfeld.
Bei glühender Hitze kam ich kurz nach 13 Uhr in Köln an und trabte zunächst dann doch mal ins Hotel mit der Absicht zumindest schon mal den Koffer abzustellen. Völlig überraschend und für alle (=mich) unerwartet war das Zimmer aber schon bezugsfertig. Das war natürlich allerbestens, denn so konnte ich mich ein wenig abkühlen.
Der nächste Weg führte mich nun zurück zum Bahnhof, weiteren Getränkenachschub sichern. Das wäre auch schnell und einfach möglich gewesen, wenn nicht vor mir an der Kasse irgendeiner zu wenig Geld und zu viel abgelaufene Gutscheine dabei gehabt hätte und damit den ganzen Betrieb aufhielt. Eine Minute länger und ein paar Typen weiter hinten in der Schlange hätten den vermutlich hochkant aus dem Laden befördert, da lag eine latent aggressive Stimmung in der Luft, was ja bei der Hitze wenig verwunderlich war.
Frisch ausgestattet mit nassen Mineralen wurde nun das Vorhängeschlossmuseum besucht. Das befindet sich direkt neben dem Bahnhof, kostet keinen Eintritt und bietet allerbesten Blick auf den Rhein, das Stadtpanorama und vorbeifahrende Züge. Richtig, gemeint ist die Hohenzollernbrücke. Da hängen mehrere Zehntausend Vorhängeschlösser dran, keine Ahnung warum, ich glaube nicht dass irgendwer die Brücke klauen würde und dass man die unbedingt anketten muss.
Da die Sonne dort aber besonders gut brutzelte machte ich nach der großen Rheinquerung nur ein paar Alibifotos von der Szenerie und marschierte dann gleich wieder zurück zur westrheinischen Seite, die Treppen runter zum Rhein und dort dann gemütlich durch ein paar schattige Gassen. Warum man dann ausgerechnet in Köln vorm Biermuseum steht und dort dann Werbung für Münchner Bier gemacht wird muss man ja nicht unbedingt nachvollziehen. Ansonsten läuft man da in zig Brauhäusern vorbei, verhungern muss also keiner, und einladender als in Düsseldorf sieht es auch aus.
Ich hatte mich im Vorfeld mit einer Bekannten verabredet, die mich vor gefährlichen Touristenfallen warnen und mir ein paar sehenswerte Ecken näherbringen wollte. Das funktionierte auch ganz wunderprächtig, ich hätte sonst kaum mitbekommen, dass eine der zahllosen Statuen am Rathaus seinen nackten Hintern in Richtung Dom streckt oder dass das Brauhaus am Heinzelmännchenbrunnen nur für Touristen ist und man da besser einen Bogen drum macht.
Einen Bogen machten wir auch, zunächst durch den Dom – wenn man schon mal da ist, kann man ja schon mal machen, immerhin sollen da gleich drei heilige Könige ruhen, stilecht im goldenem Schrein. Jaja, immer fest dran glauben. Ein gewisser Hang zum Größenwahn ist nicht von der Hand zu weisen, aber immerhin zieht es die Touristen in Scharen an. Mein üblicher Ansatz bei solchen Kirchenbauten, nämlich das Wundern ob der Künste der beteiligten Statiker und Baumeister, trifft hier ja nun aber eher weniger zu, der Dom ist aufgrund der völlig überzogenen Bauzeit ja quasi noch taufrisch.
Nach diesem Abstecher in touristische Gefilde ging es nun doch in Richtung Brauhaus, und zwar weit abseits der Touristenecken bis ins Severinsviertel, genauer gesagt bis zur Severinstorburg. Direkt daneben gibt es das Brauhaus „Em Veedel“, was soviel heißt wie „Im Viertel“, denn was dem Berliner sein Kiez ist dem Kölner sein Veedel, wie mir erklärt wurde. Typisch Kölsches Essen auf Blutwurstbasis musste ich mir nicht wirklich antun, ein Schnitzel tat es auch. Viel interessanter ist ja ohnehin die sehr spezielle Bierkultur, die in erster Linie dazu führt, dass man garantiert nicht verdurstet. Die sehr kleinen Kölschgläser haben zugegebenermaßen auch den Vorteil, dass man ständig frisch gezapftes kaltes Bier in der Hand hat, während man bei einer Maß ziemlich schnell saufen muss, bevor das Bier schal wird, grad bei der akuten hochsommerlichen Hitze.
Nach dem vierten Glas war der Unterhopfung erfolgreich Einhalt geboten, wir verquatschten uns noch eine Weile und dann war der Abend im Prinizip auch schon vorbei. Ich gönnte mir ein Bad in der Wanne und genoss die gut funktionierende Klimaanlage. Am nächsten Morgen stellte ich dann beim Check des Zeitplans fest dass ich ja einen Late Checkout um 11 Uhr hatte, was ideal zu meiner Reiseplanung passte, denn es sollte gegen 12 Uhr weitergehen Richtung Münster.
Also begann der Tag mit ausgiebigem Ausschlafen und einem sehr ausgedehnten Frühstück mit frisch gebratenem Spiegelei, mehreren Brötchen und allem was man sonst so am späten Vormittag futtern mag. Danach war Koffer packen und Checkout angesagt, und plötzlich stand ich schon wieder auf einem ziemlich überfüllten Bahnsteig. Kurz vor knapp änderte sich dann auch noch die Abfahrt meines Zuges von Gleis 4 auf Gleis 5 (oder so), zum Glück am gleichen Bahnsteig. Der Zug war trotzdem einigermaßen pünktlich, und so gurkte ich dann in einem relativ leeren ICE von Köln über die Wupper (vorbei an Schwebebahn und Papstboutique) gen Dortmund und weiter nach Münster. Aber das ist dann Inhalt des nächsten Eintrags.

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